Vectoring, Internet Turbo

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Die Deutsche Telekom plant eine deutliche Beschleunigung ihrer Internet-Zugänge. Mit Hilfe einer neuen Technologie will der Konzern die Geschwindigkeit seiner Highspeed-Anschlüsse für das Herunterladen von Daten verdoppeln, beim Hochladen von Inhalten sogar vervierfachen.

“Das wird unseren Breitbandausbau deutlich voranbringen”, sagte Niek Jan van Damme. Allerdings hat das Vorhaben des Bonner Konzerns einen Schönheitsfehler: Die Konkurrenten laufen Sturm dagegen. Tatsächlich müsste die Telekom die Bundesregierung überzeugen, denn der Umbau greift tief in den heutigen Wettbewerb ein.

Ohne die Zustimmung der Bundesnetzagentur, die dem Wirtschaftsministerium nachgeordnet ist, läuft gar nichts. Das beschleunigte Internet funktioniert nämlich nur, wenn sich die Konkurrenten aus den Kabelverzweigern (KVZ) fernhalten. Damit sind die Telekom-Kästen gemeint, die sich meist am Straßenrand auf den Bürgersteigen befinden.

Konkurrenzkampf à la “Highlander”

In der Vergangenheit durften die Telekom-Konkurrenten hier ihre Technik verbauen und mieteten nur die letzten Meter der Kupferleitung von den KVZs bis in die Haushalte hinein. Die Höhe dieser Miete ist reguliert und liegt bei gut zehn Euro im Monat.

Sollte sich die Telekom mit ihren Plänen nun durchsetzen, wird es diese Möglichkeit nicht mehr geben. Hintergrund ist eine Technologie, die als Vectoring bezeichnet wird. Sie entstört die Kupferleitungen und ermöglicht so höhere Internet-Geschwindigkeiten.

Sobald jedoch eine zweite Kupferleitung betrieben wird, ist diese Entstörung nicht möglich. Intern bezeichnet die Telekom das als “Highlander-Prinzip”, es könne nur einen geben – in Anlehnung an das Motto eines bekannten Films aus dem Jahr 1986.

Die Konkurrenz setzt sich zur Wehr

So ist es kaum verwunderlich, dass die Wettbewerber Sturm laufen. “Wir befürchten eine Remonopolisierung des Netzes”, sagt Jürgen Grützner, Geschäftsführer beim Branchenverband VATM. Zwar will die Telekom den Wettbewerbern ein Alternativ-Angebot machen. Doch dort befürchtet man eine Benachteiligung.

Statt der letzten Meile vom KVZ müssen die Konkurrenten dann von der Telekom einen sogenannten Bitstream-Zugang akzeptieren, um ihren Kunden ein Angebot zu machen. Der Bitstream-Zugang ist allerdings doppelt so teuer wie die bisherige Teilnehmeranschlussleitung (TAL). Allerdings müssen die Konkurrenten dann auch nicht mehr eigene Technik in den KVZ anlegen, was wiederum Kosten spart.

Telekom spricht von offenen Netz

Die Telekom weist den Vorwurf einer Remonopolisierung von sich. “Wir bauen ein offenes Netz und haben ein Interesse daran, unser neues Netz auch auszulasten”, sagt Telekom-Vorstand van Damme. Daher wolle die Telekom auch auf dem Vectoring-Netz die Vorleistungen anbieten, die auch bisher zur Verfügung standen.

Tatsächlich führt ein Großteil der vermieteten Teilnehmeranschlussleitungen nicht von den Kästen am Straßenrand, sondern von sogenannten Hauptverzweigern (HVT) zum Endkunden. Dabei handelt es sich um Gebäude der Telekom, in denen die Technik steht. Diese Leitungen – mehr als 9,5 Millionen davon sind vermietet – sind vom Vectoring nicht betroffen.

Glasfaser erreicht bisher nur 200.000 Haushalte

Je nach Wohnort haben Telekom-Nutzer derzeit sehr unterschiedliche Internet-Geschwindigkeiten. Mit einem Glasfasernetz können derzeit nur 200.000 Haushalte erreicht werden. Dort stehen dann Geschwindigkeiten von 200 Megabit pro Sekunde zur Verfügung. Zum Vergleich: Der schnellste DSL-Anschluss schafft 16 Megabit pro Sekunde. Ende 2013 sollen Glasfasernetze in 29 Städten verfügbar sein.

36 Prozent aller Haushalte in Deutschland kann die Telekom nach eigenen Angaben mit VDSL versorgen, was eine Geschwindigkeit zwischen 25 und 50 Megabit pro Sekunde bedeutet. Voraussetzung ist, dass die KVZ-Kästen mit Glasfaser angebunden sind und die Haushalte nicht zu weit von diesen Kästen entfernt liegen.

60 Prozent der Haushalte binnen vier Jahren

Mit Vectoring können genau diese Geschwindigkeiten verdoppelt werden. Internen Planungen zufolge will die Telekom innerhalb von vier Jahren so 60 Prozent aller Haushalte erreichen – vorausgesetzt der Regulierer stimmt zu. “Sollten auch noch Fördermittel fließen, könnten wir auch noch mehr Nutzer erreichen”, heißt es bei der Telekom.

Für die Telekom wäre die neue Technologie eine große Hilfe im Kampf gegen die TV-Kabelnetzbetreiber, die ihre Internet-Anschlüsse günstiger und mit höheren Geschwindigkeiten anbieten können. Sie sind inzwischen die schärfsten Konkurrenten im Breitbandmarkt.

Noch wird über eine Einigung verhandelt

Nutzer sind nicht bereit, für hohe Geschwindigkeiten deutlich mehr zu bezahlen, zumal es dafür noch gar keine Anwendungen gibt. Tatsächlich sind es vor allem die Telekom-Konkurrenten, die unter dem Druck der Kabelnetzbetreiber leiden. Die Telekom konnte zuletzt ihren Anteil am Breitbandmarkt mit 45 Prozent stabil halten.

Daher sprechen sich die Konkurrenten auch nicht restlos gegen Vectoring aus, aber gegen das Highlander-Prinzip. Auch sie wollen die Möglichkeit erhalten, selbst an den KVZ-Kästen Vectoring auszubauen. Über eine mögliche Einigung wird noch gesprochen.

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